Hometrails
Jedesmal, wenn ich von einer längeren Reise nach Hause fahre und dabei die Wälder passiere, in denen ich mountainbiken „gehe“ (die deutsche Sprache ist manchmal schon enorm lustig!), begegnen mir meine Hometrails wie alte Freunde. Ich sehe die bewaldeten Hügel und denke erfreut „Oh ja, Salzweg Enduro!“ oder an irgendeinen anderen Trail, und freu mich schon wieder mächtig darauf, diese ganzen Trails zu fahren.
Aber nicht nur zu fahren. Eine kleine Anzahl an Hometrails, die ich wirklich oft fahre, hege und pflege ich und räume sie regelmäßig auf. Da werden mit der Heckenschere die in den Weg zu stark hineinragenden Äste gestutzt, Sprünge repariert und regelmäßig Sturmschäden beseitigt. Andere Trails, die zu weit entfernt sind, fahre ich nur und freue mich darüber, wenn ich sehe, dass sie von anderen gepflegt werden.
Worüber ich mich ärgere?
Bedenkenloses Shredden ohne Rücksicht aufs Wetter und den Zustand des Trails. Man kann Trails auch „totfahren“, je nach Bodenbeschaffenheit und vor allem nach starken Regenfällen vertragen Waldböden einfach keine starke Beanspruchung durch Stollenreifen. Denn das ergibt Erosion und im schlimmsten Fall kommen ganze Erdbereiche dadurch ins Rutschen und es bleiben nur ausgewaschene und holprige Erosionsrinnen zurück. Das ist es nicht, was ich unter Flow verstehe.
Aus diesem Grund wird man mit der Zeit auch vorsichtiger, seine Hometrails Dritten zu zeigen. Natürlich ist man stolz und möchte auch mit anderen gerne die besten Trails fahren, die das eigene MTB-Gebiet hergibt. Nur möchte man eben auch, dass alle diese schönen Trails erhalten bleiben und es keinen Ärger gibt.
Wer naturbelassene Trails mag, wird also ziemlich viel daransetzen, so wenig wie möglich an Erosion zu verursachen, also vor allem sauber zu bremsen. Es empfiehlt sich, ab und zu mal aufzuräumen und mit einem geschickt gelegten Ast kann man auch das Erdreich an bestimmten Stellen stabilisieren, so dass es vom nächsten Regen nicht weggeschwemmt wird.
Was Erosion angeht, so glauben bestimmte Arten von Leuten (kurioserweise vor allem Mitarbeiter verschiedener Landschaftsbehörden) ohnehin schon, dass wir Mountainbiker den Boden zerstören, weil man unsere Reifenspuren deutlich sieht.
Dass jeder Mensch, der die Natur betritt, seinen Fuß- oder Reifenabdruck hinterlässt, sehen gerade viele Naturschützer nicht. Und klar, wer die ganze Zeit mit driftenden Reifen über den Trail mehr slidet als fährt, gibt ihnen auch noch unfreiwillig recht.
Also sollten wir auf den Naturtrails mehr auf unsere Fahrtechnik achten – im Bikepark sorgt der Betreiber für die Streckenpflege, auf unseren Hometrails müssen wir manchmal schon selbst etwas dafür tun, dass die Strecke erhalten bleibt.
Wie Naturschützer zumindest teilweise über unseren Sport außerhalb von Bikeparks und besonders ausgewiesenen Strecken denken, dazu nachfolgendes Anschauungsmaterial, das eine Auseinandersetzung im Wald betrifft, die ich vor nicht allzu langer Zeit mit einem Mitarbeiter der unteren Landschaftsbehörde (=MuL) auf einem öffentlichen Wanderweg hatte. Der „MuL“ hatte mich geraume Zeit beobachtet und sprach mich dann in amtlichem Tonfall wie folgt an:
MuL: „Sie wissen, dass das Fahrradfahren in NRW in Naturschutzgebieten verboten ist?“
Ich: „Nein, das weiß ich nicht. Wo steht das?“
MuL: „Es ist verboten, Sie können mir glauben.“ (zeigt seinen Dienstausweis als MuL vor)
Ich: „Also im Landesnaturschutzgesetz NRW steht nicht, dass Biken im Wald bzw. in Naturschutzgebieten verboten ist.“
MuL: „Doch, Downhill ist verboten.“
Ich: „Aber ich fahre kein Downhill. Ich fahre auf diesem Waldweg mit meinem Mountainbike.“
MuL: „Aber sehen Sie nicht ein, dass das Mountainbiken die Wege zerstört?“
Ich: „Nein, tue ich nicht. Inwiefern?“
MuL: „Die ganzen Spuren, die Sie hinterlassen. Das fördert die Erosion.“
Ich: „Nicht mehr, als es auch ein Wanderer tun würde. Wenn man sauber bremst.“
MuL: „Ja,….aber…“
Ich: „Und sehen Sie denn nicht, dass ich gerade das an diesem Hang übe, wie man ohne die Reifen zu blockieren und Erosion zu verursachen, hier herunterfährt?“
MuL: (schweigt)
Ich: „Sie sehen doch keinerlei Spuren von mir auf diesem Hang. Schauen Sie ruhig nach.“
MuL: „Hmm. Ich sehe diesmal von einer Strafe ab.“
Ich: „???“
Nachdem keinerlei Konsens erzielt werden konnte, zogen wir beide unserer Wege und der Mitarbeiter der Landschaftsbehörde wirkte tatsächlich ein wenig nachdenklich. Er hatte offenbar gedacht, mich mühelos einschüchtern und argumentativ überrumpeln zu können. Was ihm nicht im mindesten gelungen war.
Aber so lustig, wie sie jetzt im Nachhinein klingt, war die Begegnung natürlich nicht.
Eine Sache noch:
Der betreffende „Übungshang“ war ein Steilhang, bestehend aus lauter Steinplatten.
Es wäre wirklich enorm schwer gefallen, hier auch nur eine einzige Reifenspur zu finden.